Getrocknete Tränen, 2011
Eisen
110 x 50cm
Getrocknete Tränen – das klingt poetisch, vielleicht auch ein wenig melancholisch. Es klingt aber auch nach der Fähigkeit, etwas Verflüchtigendes in eine feste Form gewandelt zu haben. Eben dies ist seit Langem ein wichtiges künstlerisches Prinzip des Künstlers. Gelke, der Bildhauerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe studierte, greift in vielen seiner Arbeiten zunächst auf nahezu klassische Bildhauermaterialien wie Bronze, Messing oder Metalle zurück. Dem Prozess der Formfindung allerdings unterlegt er ein äusserst zeitgenössisches Verständnis von Skulptur und Bildhauerei.
Ausgangspunkt können Fundstücke, gebrauchte Gegenstände oder auch Landschaftsgefüge sein. Für die im Kunsthaus Baselland gezeigte Arbeit verwendete Gelbke ein grosses, gefundenes Riffelblech aus Eisen – ein sogenanntes Tränenblech. Ausgehend von diesem Blech, mit all seinen Spuren und Schrunden, fertigte der Künstler eine Negativform aus Gips und drückte in einem zweiten Schritt Ton in diese Form. Der Ton wurde nunmehr an der Luft getrocknet und riss – im langsamen Trocknungsprozess – an einigen Stellen. Die durch diesen Herstellungsprozess entstandene Form, die der Künstlerin nur teilweise direkt beeinflussen konnte, diente ihm nunmehr als Ausgangslage für den Eisenguss.
Es gehört zum Faszinosum der Arbeiten von Gelkbe, die selbstverständlich und rätselhaft zugleich sind, dass der Faktor Zeit und Zufall eine grosse Rolle bei der Werkentstehung spielt. Der Künstler greift immer wieder in den Prozess ein, wartet aber zugleich auch ab, was im Verlauf von Zeit passiert. Nur bedingt lässt sich von ihm selbst das Endresultat vorhersehen. Die jeweilige, im Prozesse entstandene Form wird von Gelbke in einem letzten Schritt in ein Material wie Bronze oder Eisen gegossen und so in eine permanente Form überführt – das, was gerade noch fragil und kurzlebig erschien, erhält Stabilität und Dauerhaftigkeit. (IG)